Im Gefolge von Prinz und Confluentia ziehen in diesem Jahr auch einige Kowelenzer Originale in die Säle ein. Verkörpert werden sie durch Mitglieder der „Hotzels – Familisch“ und eines Freundeskreises. Dä Gummi, dä Resche Hennerich, dat Pefferminzje, dat Harfe – Lehn, die Frau Ringelstein, dat Blemersch – Klär on dä Schutzmann Otto kommen so wieder ins Rampenlicht. Das sind wohl die bekanntesten unserer Originale, auch weil sie in Stein und Bronze in den Gassen und auf den Plätzen der Altstadt verewigt sind. Die Steinfiguren verdanken wir der Großen Koblenzer Karnevalsgesellschaft, die aus Bronze der Kevag, die heute ja mit der EVM verschmolzen ist. Die GKKG und die Kevag haben den Koblenzern die Figuren geschenkt, geschaffen wurden sie von Steinmetzen aus der Umgebung, zum Beispiel aus Maria Laach. Die Ehernen wurden von Fritz Berlin geschaffen. Ich habe viele negative Stimmen gehört, als die Figuren aufgestellt wurden. Das seien Sozialschmarotzer gewesen, so Typen sollte kein Denkmal gesetzt werden. Heute überlegt man, ob man einer zweibeinigen städtischen Liegenschaft ein Denkmal setzen soll. Besonders bösartig reagierte die Koblenzer Kunstszene, die von Hummelkitsch und fast entarteter Kunst sprach. Von den gleichen Leuten wurden die verbogenen Heizungsrohre vor dem Polizeipräsidium als hohe Kunst in den siebten Himmel gehoben. Dabei geht es bei den Originalen nur um Erinnerung an Mitbürger, die unseren Vorfahren oft den Alltag verschönt haben.

Es gab noch mehr dieser Originale. Dat Plakate – Männche, dä Seppel en der Onnerbox, dä Geijefranz, dat Fahne – Lehn, dä Peife – Hannes und dä Hahnegeck, um nur einige zu nennen. Es waren oft Menschen, Männer und Frauen, denen das Leben böse mitgespielt hatte und daher etwas sonderlich geworden waren. Mit ihren Eigenarten präsentierten sie sich und verdienten nicht oft auch ihren kärglichen Lebensunterhalt. Sie dienten unseren Vorfahren zur Unterhaltung und wurden auch schon mal veräppelt.

Original ist kein Schimpfwort. Es heißt so viel wie die Person gibt es nur einmal, oft wird aber auch versucht, ein Original zu kopieren, was meistens schlecht ausgeht. Oft waren die Originale aber auch pfiffige Leute, sie waren schlagfertig, machten Lieder zu jeder Situation oder versuchten sich als Dichter. Unsere Mundartdichter und Dichterinnen waren auch Originale, mit viel Herz und Humor. Sie waren oft gern gesehene Gäste an Stammtischen. Viele der Koblenzer Karnevalisten, die vor und nach dem Krieg in der Bütt standen, waren Originale, an die man sich auch ohne Denkmal noch gerne erinnert. Es ist für mich heute noch eine Freude, die Büttenreden, die noch erhalten sind, zu lesen. Nicht nur humorvoll, auch mutig prangerten sie die Zustände in der Stadt und in der Welt an. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden auch  einige von ihnen von der französischen Besatzungsmacht verhaftet und landeten für ein oder zwei Tage im Knast. Ich habe mir immer gewünscht, wir hätten wie die Mainzer einen Fastnachtsbrunnen, mit dem man diesen Karnevalisten und Karnevalistinnen ein Denkmal gesetzt hätte. Aber da singen wir die liebliche Weise mit dem schönen Text:  „Wer soll das bezahlen?“

Viele von den Männern und Frauen habe ich ja noch miterlebt, ich ziehe heute noch meinen nicht vorhandenen Hut vor diesen Leuten. Ganz stolz bin ich, dass viele der bekanntesten Narren der Großen Koblenzer Karnevalsgesellschaft angehörten, die ja auch mal meine karnevalistische Heimat war und auch heute noch sporadisch ist. Unzählige schöne Stunden habe ich diesen Leuten zu verdanken, Stunden an die ich mich gerne erinnere.

Vor ein paar Jahren gab es bei uns in der Stadt auch noch Originale. Ich erinnere nur an den Bananewaller und den kleinen Zeitungsfritz. Der Waller verkaufte die Bananen zweimal, so geschickt hantierte er mit den oft noch unreifen Früchten zum Gaudi der Umstehenden. Er war gern gesehener Gast in den Altstadtkneipen. Der Zeitungsfritz, er hatte einen unaussprechlichen polnischen Familiennamen, zog Sommer – wie Wintertags mit einem Bündel Zeitungen unter dem Arm von Gaststätte zu Gaststätte und bot meistens die Frankfurter Nachtausgabe an. Er verkaufte sogar an Leute von außerhalb den kostenlosen Lokal – Anzeiger Koblenzer Schängel. Er war kleinwüchsig und hatte einen Buckel. So lange ich den Fritz gekannt habe, hatte er immer eine schwarze Jacke an, im Sommer hatte er die Ärmel hochgekrempelt, im Winter trug er sie wieder lang. Die Malerin Lotte Meurer hat ihn auch so verewigt.  Mit markigen Sprüchen hatte er für seine Presseerzeugnisse geworben. An einen erinnere ich mich noch: „Die neueste Nachricht, frisch vom persischen Schah. Soraya kriegt kein Kind, denn der Schah hat Luft im Splint“.

Also liebe Leserinnen und Leser dieser Prinzenheftausgabe, sollten Sie einem Koblenzer Original begegnen, gehen Sie freundlich und liebevoll mit ihm um, denn es gehört zu einer aussterbenden Art liebenswerter Menschen.

Es grüßt mit einem dreimal kräftigen Kowelenz Olau

Ihr Manfred Gniffke

Sitzungspräsident außer Dienst der GKKG